Durch einen eigenartigen Zufall haben diesen Sommer drei Wiener Philosophen erstmals Triest besucht. Franz Wimmer traf ich mit seiner Frau auf der belebten Meerespromenade. “Der sieht nicht nur wie h.h. aus, er ist es tatsächlich!” An diesem stark frequentierten Ort aßen wir dann in einem Fischlokal eine erstklassige Dorade, preiswert und ohne alle “venezianischen” Unzukömmlichkeiten. Bloß der obligate eintägige italienische Bahnstreik störte die Wochenenderholung. Jedoch: Es fand sich ein Bus zum Nachtzug in Udine.
Den dritten Philosophen in Triest traf ich im Internet. Martin Kusch ist eingenommen vom Charme der Stadt und schreibt vom gelungenen Urlaub.
Triest blieb mir undurchsichtig. Die Mischung aus historistischen Massivbauten und dem angrenzenden Meer ist singulär. Die Stadt war die einzige maritime Handelsmetropole des Habsburgerreiches. Die Karriere von Pasquale Revoltella, einem steinreichen Kaufmann, der der österreichischen Wirtschaft die Idee des Suezkanals verkaufen wollte, bevor er in England und Frankreich größeres Interesse fand, passt gut dazu. Sein Stadtpalais ist ein südliches Gegenstück zur Industriellenvilla Krupps in Essen. Doch zur lokalen Architektur ist mehr zu sagen.
Die Bauten aus der Zeit des Faschismus wirken wie Schmisse im Gesicht der Stadt. Die Universität (siehe die Bilder), das ehemalige Casa di Fascio und das SS-Hauptquartier aus der Zeit, als das Territorium den Nazis übergeben wurde. Man hat den Eindruck, dass die bulligen Versicherungspaläste des ausgehenden 19. Jahrhunderts in diesen Blöcken ihrer Ornamente beraubt, modernisiert und vergröbert wurden. Sie sind in ihrer demonstrativen Wucht nicht unschön, wohl aber unheimlich.
Auf der Piazza dell’Unità d’Italia proklamierte Mussolini 1938 den italienischen Antisemitismus. Noch 1941 konnten Schiffe nach Palästina gelangen. Triest blieb mir undurchsichtig.
Quelle:
http://phaidon.philo.at/qu/?p=994
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen