Nach Klimt nun Schiele: Ein neuer Restitutionsfall betrifft Egon Schieles "Hafen von Triest" aus dem Landesmuseum Joanneum in Graz. Es wird voraussichtlich von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien als Treuhänder für die Erben übernommen. Das Bild stammt ursprünglich aus dem Besitz des 1942 im KZ Theresienstadt ermordeten Wiener Zahnarztes Heinrich Rieger und wurde 1958 vom Land Steiermark gekauft. Das Werk soll bis zur Übergabe für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Einen weiteren Schiele aus derselben Sammlung wird die Österreichische Galerie Belvedere zurück geben: "Wiesenlandschaft mit Häusern".
"Das Bild wird uns für die Erben übergeben werden", so Erika Jakubowits von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien im Gespräch mit der APA. Wann das sein werde, müsse erst vereinbart werden. Was in Zukunft mit dem Werk passieren werde, "hängt davon ab, was die Erben damit machen wollen". Das 1907 entstandene Werk sei zwar kein "Top-Bild Schieles", so die Kultusgemeinde-Mitarbeiterin. Allerdings würden nur wenige Schiele-Bilder auf den Markt kommen, die bereits in Museen zu sehen waren, was das Grazer Bild wahrscheinlich wertvoller machen würde.Bis zur Übergabe an die rechtmäßigen Erben soll die Öffentlichkeit noch die Möglichkeit bekommen, den "Hafen von Triest" zu besichtigen. Zuletzt im Rahmen einer Ausstellung zu sehen war das 1907 entstandene, 25 mal 18 Zentimeter große Werk in der Schau "Von Waldmüller bis Schiele", die etwa ein Jahr lang bis Jänner 2003 im Schloss Eggenberg in Graz gezeigt wurde.
Der "Hafen von Triest" stammte aus dem Nachlass des Wiener Zahnarzts und Kunstsammlers Heinrich Rieger, der 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt von den Nazis ermordet worden war. Rieger, der mit Schiele gut befreundet war, besaß eine umfangreiche Sammlung "mit Schwerpunkt Österreichs Moderne", so Jakubowits: "Es gibt einen Notariatsakt von 1921, in dem steht, dass seine Sammlung 658 Werke umfasste - darunter auch einen Block mit 50 Schiele-Zeichnungen und mehreren Bildern." Oskar Müller, der Anwalt des Sohnes von Heinrich Rieger, hätte 1947 von einer Gesamtzahl von rund 800 Werken gesprochen.
Bereits vor einigen Jahren begann das Landesmuseum Joanneum die Suche nach Erben von Werken mit ungeklärter Herkunft. In diesem Rahmen stieß man auch auf das Schiele-Bild. Der Restitutionsbescheid aus dem Jahr 2005 bestätigte, dass das 1958 vom Land Steiermark dem Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz abgekaufte Kunstwerk seinen rechtmäßigen Erben zurückgegeben werden muss. Das Schiele-Bild ist in der Steiermark - von der Öffentlichkeit fast unbemerkt - auch schon zu Marketing-Ehren gekommen: Der bekannte oststeirische Spezialschokoladenhersteller Zotter hatte den "Hafen von Triest" als Illustration der Banderole seiner Milchcremeschokolade mit Nougat verwendet - das süße Kunst- bzw. Naschwerk ist um 2,60 Euro wohlfeil - das Original-Bild dürfte hingegen etwas teurer zu Buche schlagen.
Auch die Österreichische Galerie Belvedere erhielt schon 2004 eine Empfehlung des Restitutionsbeirates, das frühe Schiele-Bild "Wiesenlandschaft mit Häusern" von 1907 zurück zu geben. Dort ist man auch durchaus willig, das Bild zu restituieren. Belvedere-Pressesprecher Klaus Pokorny gegenüber der APA: "Bis jetzt haben wir noch kein Aviso aus dem zuständigen Bildungsministerium erhalten, und wissen auch gar nicht, an wen es zurück zu geben ist."
Quelle:
www.news.at
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